Bahnunterführung als Nadelöhr

Die Bahnbrücke über die Dachauer Straße muss erneuert werden. Sie ist in die Jahre gekommen und wurde zudem durch Anprall mehrerer zu hoher Straßenfahrzeuge beschädigt. Damit es nicht zu weiteren Unfällen kommt, soll die Fahrbahn vertieft werden, sodass die normale Durchfahrtshöhe erreicht wird. Die Situation soll für Fußgänger und Radfahrer wesentlich verbessert werden. So wurde es seit längerer Zeit dem Bezirksausschuss vorgestellt. Im Dezember wurde dem Bezirksausschuss eine überraschende Planänderung vorgestellt: die neue Unterführung soll so gestaltet werden, dass sie für eine Tram auf der Dachauer Straße vorbereitet wird. In Karlsfeld und am nordwestlichen Rand des Stadtgebiets von München sind Neubaugebiete geplant. Diese benötigen eine attraktive Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Dies führte zu intensiver Debatte im Bezirksausschuss über die Gestaltung der Unterführung und das Verkehrskonzept. Der Bezirksausschuss formulierte einvernehmlich Fragen und Ideen, mit denen sich die Verwaltung auseinandersetzte. Zur Tram entlang der Dachauer Straße fand sich keine bessere Alternative. Mehr Bevölkerung führt zu mehr Verkehr, und dieser muss im Wesentlichen über die vorhandenen Schienenwege und Straßen abgewickelt werden - für neue Straßen und oberirdische Schienenstrecken fehlt der Platz. Eine U-Bahn, die den Nordwesten mit dem Zentrum verbindet, ist bisher nicht geplant. Der geplante Nordring führt nicht zum Zentrum. Für eine andere Route für die Tram fehlt eine Bahnquerung. Ohne ein attraktives Angebot im öffentlichen Nahverkehr ist zu erwarten, dass der Verkehr mit dem Pkw statt mit der Tram stattfindet. Idealerweise sollte der motorisierte Individualverkehr über die Max-Born-Straße und die Landshuter Allee in Richtung Stadtzentrum abgewickelt werden, Individualverkehr lässt sich aber schwer lenken - mindestens ein Teil wird ebenfalls die Dachauer Straße frequentieren. Schon heute ist die Unterführung ein Verkehrsengpass. Wenn sich Straßenverkehr und die Tram künftig die Unterführung teilen, wird sie vollends zum Nadelöhr. Bessere Alternativen sind nicht in Sicht. Hier manifestieren sich die Wachstumsschmerzen der Stadt.